On-Demand-Verkehre

Ein attraktives ÖPNV-Angebot ist in ländlichen Regionen eine größere Herausforderung als in urbanen Regionen. Das resultiert aus der kleinteiligen und oft dispersen Siedlungsstruktur, die eine Nachfragebündelung erschwert. Bedarfsverkehre, also flexible Kleinbussysteme, die nicht an Linien und Fahrpläne gebunden sind, können zu einem wichtigen Baustein für die Mobilitätswende werden. Allerdings können sie aus methodischen Gründen nicht in die Ergebnisse des ÖV-Atlas einfließen.

Mit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) hat der Bundesgesetzgeber 2021 eine rechtliche Grundlage für neue, digital gestützte Mobilitätsangebote geschaffen. Konkret definiert das Gesetz zwei neue Arten des öffentlichen Verkehrs: den „Linienbedarfsverkehr“ (§ 44 PBefG) und den „gebündelten Bedarfsverkehr“ (§ 50 PBefG). Linienbedarfsverkehr ist eine Erweiterung des öffentlichen Linienverkehrs, bei dem die Fahrzeuge auf Bestellung (on demand) und ohne festgelegten Weg Haltestellen oder virtuell definierte Haltepunkte anfahren. Bedarfsverkehre sollten nicht losgelöst vom bestehenden Linienverkehr aufgebaut werden, sondern diesen so ergänzen, dass für Fahrgäste ein attraktives Gesamtpaket entsteht.

Bisher wurden in Zeiten und Räumen mit geringer Nachfrage sogenannte „differenzierte Bedienweisen“ eingesetzt, zu denen Anrufsammeltaxis, Ruftaxis oder Bürgerbusse gehören. Moderne On-Demand-Dienste stellen technische Weiterentwicklungen dieser Dienste dar, die sich enger an den Mobilitätsbedürfnissen der Fahrgäste orientieren und den Zugang vereinfachen. Die Anzahl dieser modernen On-Demand-Projekte ist in Deutschland seit der PBefG-Reform 2021 deutlich gestiegen – mittlerweile gibt es sie in rund 80 Landkreisen und kreisfreien Städten. Dabei ist meist nicht die gesamte Fläche eines Landkreises erschlossen. Stattdessen operieren wenige Fahrzeuge in und zwischen einzelnen Gemeinden, auch weil aufwendigere Angebote die ÖPNV-Aufgabenträger vor große finanzielle Herausforderungen stellen.

 

 

Grund dafür, dass On-Demand-Verkehre derzeit nicht in die Bewertung des ÖV-Atlas geingehen, obwohl sie in der Praxis immer häufiger zu einer Aufwertung des Nahverkehrs beitragen, ist die bisher schlechte Verfügbarkeit von Daten. Anders als bei den bundesweiten GTFS-Daten für Linienverkehre gibt es für flexible Angebote weder einen etablierten Datenstandard, noch öffentlich zugängliche Daten für ganz Deutschland. Die ÖPNV-Branche kann die Verfügbarkeit dieser Daten zukünftig verbessern. Um die derzeitigen Lücken im Datenbestand des ÖV-Atlas zu veranschaulichen, sind sämtliche Kreise mit bestehenden On-Demand-Angeboten markiert. Die Daten basieren auf einer Erhebung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).

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