Deutschland ist beim Klimaschutz nicht auf Paris-Kurs

Eine Studie von Agora Verkehrswende berechnet, was die Bundesregierung zu tun hätte, wollte Deutschland seinen Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad leisten: Die Klimaschutzziele auf europäischer und nationaler Ebene schärfen sowie die zur Zielerreichung notwendigen Maßnahmen umsetzen.

Deutschland muss seine Treibhausgas-Emissionen deutlich stärker als geplant reduzieren, um seinen angemessenen Beitrag zum Pariser Klimaschutz-Abkommen zu leisten. Soll die globale Erwärmung so kostengünstig wie möglich auf nicht mehr als durchschnittlich 1,5 Grad begrenzt werden, dann muss der inländische Treibhausgasausstoß bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 73 Prozent sinken; das amtliche Ziel lautet aktuell minus 55 Prozent.

In erheblichem Maße ist der Verkehrssektor gefordert. Während die Bundesregierung dort eine Minderung um 40 bis 42 Prozent bis 2030 anstrebt, wäre stattdessen eine Emissionsreduktion um 53 Prozent notwendig. Deutschland ist „bei Weitem nicht auf dem richtigen Weg“, heißt es in einer Studie des Think Tank Agora Verkehrswende.

Die Expertise „Auf dem Weg nach Paris? Implikationen des Paris-Abkommens für den Klimaschutzbeitrag des Verkehrs“ wurde im Auftrag von Agora Verkehrswende von Climate Analytics erstellt. Die Forschergruppe hat zunächst auf der Grundlage des Sonderberichtes des Weltklimarates (IPCC) zum 1,5-Grad-Ziel und auf der Basis von Szenarien der Internationalen Energieagentur (IEA) nationale und sektorale Emissionsbudgets abgeleitet, welche die globalen Vermeidungskosten minimieren.

In einem zweiten Schritt hat Climate Analytics untersucht, wie stark der Treibhausgasausstoß gesenkt werden müsste, soll die nationale Aufteilung der global notwendigen Emissionsvermeidung Gerechtigkeitskriterien folgen. Danach müsste Deutschland seine gesamten Emissionen bis 2030 nicht nur um 73 Prozent, sondern sogar um 87 Prozent mindern. Um die Lücke zwischen „fairer“ und „kostenminimierender“ Emissionsminderung zu schließen, müsste Deutschland neben der inländischen Emissionsminderung sein internationales Engagement im Klimaschutz deutlich verstärken.

„Mit den bisher beschlossenen Maßnahmen wird Deutschland nicht nur seine nationalen Klimaschutzziele reißen, sondern erst recht den Klimaschutzbeitrag verfehlen, den das Abkommen von Paris uns abverlangt“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. Die Bundesregierung könne sich deshalb auf keinen Fall mit ihrem vor Kurzem auf den Weg gebrachten Klimaprogramm begnügen. Obendrein sollte sie sich dafür stark machen, dass die EU ihr Klimaschutzziel für 2030 deutlich anhebt, so Hochfeld: „Die neue Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, hat eine Klimaschutz-Offensive angekündigt, den European Green Deal. Die Bundesregierung muss diese Chance nutzen und die Kommission bei der Formulierung einer ambitionierten europäischen Klimaschutzpolitik unterstützen. Eine Flucht ins Bremserhäuschen wäre ein schwerer Rückschlag für den Klimaschutz.“

Werden die gegenwärtigen Emissionstrends im deutschen Verkehrssektor bis zum Jahr 2050 fortgeschrieben, resultieren hieraus laut der Studie kumulierte Emissionen von 5,4 Milliarden Tonnen CO2. Mit dem 1,5-Grad- Ziel vereinbar wären hingegen nur 2,6 Milliarden Tonnen. „Es sind daher dringend weiteichende Maßnahmen erforderlich, um die Emissionen so schnell wie möglich zu mindern“, heißt es in der Expertise.

„Die Weichen müssen jetzt gestellt werden, um die Erderwärmung zu begrenzen“, so Hochfeld. Auf die politische Tagesordnung gehöre der schnelle Ausbau der Stromerzeugung aus Sonne und Wind, die beschleunigte Elektrifizierung des Personen- und Güterverkehrs sowie die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf umweltverträglichere Verkehrsmittel. „Wenn diese letzte Chance jetzt nicht genutzt wird, lässt sich eine gefährliche Klimaänderung schon bald nicht mehr verhindern.“

 

Die deutsche Zusammenfassung mit dem Titel: „Auf dem Weg nach Paris?“ steht unter https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/auf-dem-weg-nach-paris/ kostenlos zum Download zur Verfügung.

Für weitere Informationen

Dr. Fritz Vorholz

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