Mit der Verkehrswende die Mobilität von morgen sichern

Agora Verkehrswende veröffentlicht „12 Thesen zur Verkehrswende“

Der Verkehr kann bis zur Mitte des Jahrhunderts weitestgehend klimaneutral werden, ohne Verzicht auf Mobilität. Das geht aus einem Grundsatzpapier des Berliner Think Tank Agora Verkehrswende hervor. Die Verkehrswende berühre den Alltag vieler Menschen zwar mehr als die Energiewende im Stromsektor, heißt es in dem Papier. Doch könne die Verkehrswende nicht nur dem Staat, den Kommunen und der Wirtschaft einen Mehrwert verschaffen; auch für jeden Einzelnen könne Mobilität „stressfreier, ungefährlicher und gesünder“ werden.

Das Grundsatzpapiers des Teams der Agora Verkehrswende spiegelt den aktuellen Stand des Wissens und die Ergebnisse zahlreicher Gespräche mit externen Fachleuten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft wider.

Die Ziele der Bundesregierung für die Energiewende und den Klimaschutz gelingen nur mit dem Verkehrssektor, nicht ohne ihn, so die „12 Thesen zur Verkehrswende“. Allerdings sei allein der technische Fortschritt nicht hinreichend für die notwendige Minderung von Treibhausgasemissionen; weder die Elektromobilität noch die Digitalisierung seien dazu in der Lage. Vielmehr sei es Aufgabe staatlicher Politik, den Regulierungsrahmen für ein klimaneutrales Verkehrssystem bis 2050 zu schaffen. „Die Politik ist jetzt gefordert, die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen“, so Christian Hochfeld, Direktor der Agora Verkehrswende.

Die wichtigsten Reformvorhaben sollten nun in einem „Verkehrswendekonzept 2030“ zusammengefasst werden, empfiehlt der Think Tank. „Dieses Konzept kann zu einem politischen Leitstrahl mit dem Ziel werden, die von der Regierung beschlossene Emissionsminderung für den Verkehr von 40 bis 42 Prozent bis zum Jahr 2030 zu erreichen“, so Hochfeld. Dazu gehöre zum Beispiel, ambitionierte CO2-Standards für Fahrzeuge und Kraftstoffe auf europäischer Ebene festzulegen. Auf nationaler Ebene müsse ein kohärentes Steuersystem geschaffen werden, dass konsequent die Anschaffung und Nutzung emissionsarmer bzw. -freier Fahrzeuge und Kraftstoffe fördert. Außerdem seien die Kommunen in die Lage zu versetzen, die notwendige Mobilitätswende auf lokaler Ebene umzusetzen.

Die 12 Thesen seien „Karte und Kompass“ zur Verkehrswende, heißt es in dem Vorwort des fast 100-seitigen Dokuments. Das Vorhaben sei jedenfalls „weit mehr als eine Antriebswende, die lediglich den Austausch der Antriebssysteme von Fahrzeugen zum Ziel hat“. Ein Erfolg werde es nur, wenn die Energienachfrage des Verkehrs deutlich reduziert und der verbleibende Bedarf mit klimaneutraler Energie gedeckt wird.

Der Verkehrssektor ist nach der Energiewirtschaft die größte Quelle klimaschädlicher Treibhausgasemissionen, noch vor dem verarbeitenden Gewerbe und den privaten Haushalten. In den vergangenen 25 Jahren hat der Verkehrssektor allerdings nicht dazu beigetragen, die nationalen und internationalen Klimaschutzziele zu erreichen; seine Emissionen sind in jüngerer Vergangenheit sogar wieder gestiegen. Dies offenbare enormen Handlungsdruck. Allerdings sei die Verkehrswende mehr als ein Verkehrs- und Umweltprojekt. Es gehe auch darum, im Wettbewerb mit anderen Märkten nicht ins Hintertreffen zu geraten. „Die Herausforderung lautet, die Klimaschutzziele zu erreichen und gleichzeitig den Industriestandort Deutschland zu sichern“, so Hochfeld.

„Trotz mancher Absichtserklärungen ist es in der Vergangenheit zwar nicht gelungen, Verkehr zu vermeiden und zu verlagern“, so der Agora Verkehrswende-Direktor Hochfeld. „Unter anderem die digitale Technik ermöglicht allerdings nun ein klimafreundlicheres Verkehrsverhalten und verschafft der Politik damit die einmalige Chance, die Regulierung des Verkehrsgeschehens konsequenter als bisher an den Zielen der Energieeinsparung und des Klimaschutzes auszurichten – und so die Mobilität von morgen zu sichern.“

Klimaneutrales Fahren werde vor allen Dingen auf Basis von CO2-frei erzeugtem Strom möglich. Effizienzvorteile sprächen für die direkte Stromnutzung in batterieelektrischen Fahrzeugen. Flüssige und gasförmige Kraftstoffe, die aus erneuerbarem Strom synthetisch hergestellt werden, könnten eine Ergänzung dazu sein, vor allen Dingen für den Luft- und Seeverkehr. Indes zeichne sich ab, dass der beschlossene Pfad zum Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung nicht ambitioniert genug sei, um die zukünftig wachsende Stromnachfrage des Verkehrssektors zu decken. Diese Erkenntnis sollte „schnellstmöglich verstärkt Eingang in die politische Debatte finden“.

Die 12 Thesen zur Verkehrswende werden am 26. April 2017 in Berlin öffentlich vorgestellt und diskutiert. Anmeldungen sind im Veranstaltungs-Bereich dieser Internetseite beziehungsweise im Anschluss möglich.

Für weitere Informationen

Dr. Fritz Vorholz

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