Kommunen drängen auf freie Fahrt für die Gestaltung der Verkehrswende vor Ort

Agora Verkehrswende sieht Modernisierung des Straßenverkehrsrechts als Schlüssel für zukunftsfähigen Stadtverkehr / Kommunen benötigen mehr Gestaltungsspielraum vom Bund / Konferenz zu urbaner Mobilität mit Hamburg als Beispielregion

Berlin/Hamburg, 11. Juni 2023. Immer mehr Städte und Gemeinden streben nach klimafreundlichem Verkehr und mehr Lebensqualität, werden aber immer noch vom Straßenverkehrsrecht eingeschränkt. Der Thinktank Agora Verkehrswende sieht deshalb die Bundesregierung am Zug, die im Koalitionsvertrag vereinbarte Reform des Straßenverkehrsgesetzes zügig und konsequent umzusetzen.

Am Tag vor dem #AgoraStadtgespräch 2023, der Jahreskonferenz zur Stadt und deren Umland als Ort der Verkehrswende, sagte dazu Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende: „Statt die Kommunen in ihrem Engagement für mehr Sicherheit, Lebensqualität und Klimaschutz zu unterstützen und ihnen die nötige Handlungsfreiheit zu geben, tritt die Bundesregierung auf der Stelle. Ob Fahrradwege, Busspuren oder Verkehrsberuhigung: Die Verantwortlichen vor Ort können und wollen selbst über Fragen der Mobilität und des öffentlichen Raums entscheiden. Indem die Bundesregierung die Reform des Straßenverkehrsgesetzes fortwährend verschiebt, setzt sie sich über die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in den Kommunen hinweg und verhindert viele kleine Fortschritte, die die Mobilität und das Leben in den Kommunen spürbar verbessern würden. Es ist längst überfällig, den Kommunen mit einem zeitgemäßen Rechtsrahmen freie Fahrt für die Gestaltung der Verkehrswende vor Ort zu gewähren.“

Die noch geltende, aber längst überholte Rechtslage räumt der „Leichtigkeit“ des Verkehrs, de facto in erster Linie des Pkw-Verkehrs, eine bevorzugte Rolle ein. In ihrem Koalitionsvertrag einigten sich die Regierungsparteien deshalb darauf, mit der Reform auch „Ziele des Klima- und Umweltschutzes, der Gesundheit und der städtebaulichen Entwicklung“ zu berücksichtigen und den Kommunen damit mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu geben. Obwohl die Umsetzung der Reform zuletzt im Koalitionsausschuss erneut bekräftigt wurde und noch vor der Sommerpause umgesetzt werden sollte, steht eine Einigung der Regierungsparteien weiter aus.

#AgoraStadtgespräch: Hamburg zeigt Wege zur schnelleren und digitalen Verwaltung

Die Reform des Straßenverkehrsrechts ist eines der Themen beim #AgoraStadtgespräch 2023, das am Montag, den 12. Juni, ab 13:00 Uhr in Hamburg stattfindet. Die alljährliche Konferenz richtet sich vor allem an Akteurinnen und Akteure aus Verkehrspolitik und -verwaltung. In Diskussionen und Workshops gehen sie der Frage nach, wie der Wandel zu klimafreundlichem Verkehr und lebenswerteren Städten beschleunigt werden kann. Denn während Veränderungen vielerorts politisch gewollt sind, kommen Planung und Umsetzung oft nur schleppend voran. Neben dem bundesrechtlichen Rahmen bremsen unzureichende Finanz- und Personalressourcen sowie ineffiziente Verwaltungsprozesse die Verkehrswende in den Kommunen.

Die Stadt Hamburg und ihr Umland dienen dieses Jahr als Praxisbeispiel beim #AgoraStadtgespräch. Um den Pendelverkehr aus der Region klimafreundlicher abzuwickeln, hat die Hansestadt ambitionierte Pläne für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und eines Netzes aus Radschnellwegen. Mit dem „Bündnis für den Radverkehr“ hat sie eine zentrale Projektsteuerung für den Radwegebau etabliert. Lücken im Nahverkehrsnetz sollen On-Demand-Verkehre schließen, für die bereits zwei Anbieter den Betrieb aufgenommen haben. Vermehrt sollen dabei autonome Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Beim Parkraummanagement und der Organisation des Nahverkehrs nutzt Hamburg stärker als andere Städte Möglichkeiten der Digitalisierung, um Abläufe zu beschleunigen und Personalkapazitäten zu sparen. In den letzten fünf Jahren ist der Autoverkehr in Hamburg um ein Drittel zurückgegangen, während Rad- und öffentlicher Verkehr zunahmen.

Zwei von drei Teilen der Konferenz – die Eröffnungsvorträge und die abschließende Podiumsdiskussion samt Keynote – können digital per Livestream verfolgt werden. Videomitschnitte aller Teile werden im Nachgang online zur Verfügung stehen. Vorträge halten unter anderen die Medienpsychologin Prof. Dr. Maren Urner, der Hamburger Senator und Präses der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, Dr. Anjes Tjarks, und der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hochbahn, Henrik Falk.

Weitere Informationen zu Programm und Anmeldung sowie zum Livestream unter: https://www.agora-verkehrswende.de/veranstaltungen/agorastadtgespraech-2023/

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