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Format
Leitfaden
Date
6. September 2023

Stadt, Land, Ladefluss

Ein Leitfaden für den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Kommunen

Einleitung

Kommunen stehen vor der Herausforderung, den Aufbau der Ladeinfrastruktur in ihre Strategien für die Entwicklung des öffentlichen Raums einzubetten. Dieser Leitfaden soll Kommunen dabei unterstützen, diese Aufgabe anzugehen. Dafür haben wir mit dem ISME – Institut Stadt | Mobilität | Energie zusammengearbeitet und uns mit Vertreter:innen aus Kommunen ausgetauscht, insbesondere mit dem Deutschen Städtetag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund.

Der Austausch hat erneut bestätigt, wie sehr es für Kommunen darauf ankommt, unter den verschiedenen Ladeangeboten Prioritäten zu setzen und damit den wertvollen öffentlichen Raum zu schonen. Ein Großteil der Ladevorgänge kann im privaten Raum (Normallladen in Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern sowie bei Arbeitgebern) und im halböffentlichen Raum (Schnellladen auf Kundenparkplätzen und in Parkhäusern) abgedeckt werden. Ladepunkte im öffentlichen Raum wären dann höchstens als Ergänzung notwendig; ­Nutzungskonflikte ließen sich weitgehend vermeiden. Solch eine Priorisierung wird vor allem dann gelingen, wenn Kommunen von Anfang an die Abläufe entsprechend koordinieren und andere dazu ermuntern, die Potenziale für privates Normalladen und öffentlich zugängliches Schnellladen zu erschließen.

Unser Leitfaden gibt Anregungen, wie Kommunen diese koordinierende und ermunternde Rolle ausfüllen können. Es wird bestimmt kein Kinderspiel, aber wie der Titel Stadt, Land, Ladefluss andeutet, wird es auch hier hilfreich sein, sich gut und aktuell zu orientieren, die Umsetzung einfach zu halten und unter Zeitdruck die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dann kann der „Ladefluss“ in der Stadt und auf dem Land so strömen, dass er den örtlichen Bedarf deckt und mit ihm wächst – im besten Fall können die Beteiligten in den Kommunen auch für andere Aufgaben von der Zusammenarbeit beim Thema Ladeinfrastruktur profitieren.

Kernergebnisse

  1. Kommunen können entscheidend zum Ladeinfrastrukturaufbau vor Ort beitragen.

    Sie können steuern, moderieren und den Prozess zum Aufbau von Ladeinfrastruktur konzeptionell zusammenführen. Vom Ziel her denken ist dabei wichtig: langfristig muss die Ladeinfrastruktur geeignet sein, eine rein elektrische Pkw-Flotte zu versorgen. Gleichzeitig verfolgen Kommunen das Ziel, mit dem begrenzten öffentlichen Raum sorgsam umzugehen und diesen für die Allgemeinheit attraktiv zu gestalten. Die Erstellung eines Ladeinfrastrukturkonzepts stellt dafür den besten Ausgangspunkt dar: Kommunen oder Regionen kommen in eine steuernde Funktion. Zudem geben sie den Bürger:innen ein klares Signal – Elektromobilität ist die Zukunft und das Thema wird strategisch und strukturiert angegangen.

  2. Je mehr Ladeinfrastruktur im privaten und halböffentlichen Raum errichtet wird, desto mehr öffentlicher Raum für andere Zwecke.

    Kommunen haben deshalb bei der Planung diesen Zusammenhang im Blick und verfolgen das Ziel, Flächenkonflikte im öffentlichen Raum zu vermeiden. Priorität haben private Ladepunkte, etwa auf den Parkplätzen von Wohngebäuden oder Arbeitgebern, oder öffentlich zugängliche auf den Parkplätzen von Supermärkten oder Einkaufszentren. Deren Aufbau regen Kommunen gezielt an. Wie intensiv der Ladeinfrastrukturausbau durch Standorte im öffentlichen Raum ergänzt werden soll, ist dabei stets Gegenstand einer kommuneninternen Willensbildung.

  3. Kommunen haben es in der Hand, die Prozesse für alle Beteiligten zu koordinieren und strukturieren.

    Beim Aufbau von Ladeinfrastruktur treffen viele Gruppen mit verschiedenen Interessen und Erwartungen aufeinander: Betreiber, Investoren, Flächeneigentümer, Arbeitgeber, Handel und Gewerbe, Nutzer: innen von E-Fahrzeugen und die Bürgerschaft insgesamt. Kommunen sind mit all diesen Gruppen im Austausch und können mit gut strukturierten Prozessen Anfragen bündeln, Interessen ausgleichen und Kooperationen vermitteln. Durch die Steuerung dieser Prozesse und der begleitenden Kommunikation kommt der Kommune eine Schlüsselrolle beim Aufbau von Ladeinfrastruktur vor Ort zu – ohne selbst Betreiberin von Ladeinfrastruktur zu werden.

  4. Kommunen brauchen gezielte Unterstützung von Bund und Ländern.

    Mehr als bisher müssen Bund und Länder die Kommunen in ihrer zentralen Rolle beim Ladeinfrastrukturaufbau unterstützen. Notwendig sind weiterhin Förderungen für die Erstellung von Ladeinfrastrukturkonzepten, für öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur sowie den Aufbau von Wissen vor Ort in den Verwaltungen. Dazu gehören finanzielle sowie personelle Förderungen ebenso wie die Bereitstellung von Know-how. Auch sollten spezifische Hemmnisse, die vor allem in Mehrfamiliengebäuden und bei Arbeitgebern bestehen, zusätzlich durch Förderung von Bund und Ländern adressiert werden.

  5. Bund und Länder erleichtern die Aktivitäten der Kommunen durch mehr Rechtssicherheit und bessere Datenverfügbarkeit.

    Mehr Rechtssicherheit bedarf es zum Beispiel durch Klarstellungen in den Bauordnungen der Länder und in der Baunutzungsverordnung (BauNVO) des Bundes. Zudem kann der Bund ambitionierte Vorgaben machen, um den Aufbau von Ladeinfrastruktur in Wohngebieten, auf Parkplätzen und an Gebäuden voranzubringen. Nicht zuletzt sollte der Bund Informationen über den Ausbaustand der privaten und halböffentlichen Ladeinfrastruktur sammeln (z.B. bei der BNetzA) und Kommunen kostenlos und möglichst räumlich differenziert zur Verfügung stellen.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Alexandra Graf, Karsten Hager, Manfred Schmid
Publikationsnummer
104-2023-DE
Versionsnummer
2.0
Veröffentlichungsdatum

6. September 2023

Seitenzahl
40
Zitiervorschlag
Agora Verkehrswende (2023): Stadt, Land, Ladefluss. Ein Leitfaden für den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Kommunen
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Finanzierung von öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur.

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