Afrika: Wachsende Zivilgesellschaft als Chance für Verkehrswende
Analyse von Agora Verkehrswende gibt erstmals Überblick über afrikanische Organisationen für klimaneutrale Mobilität / Finanzierung und Zusammenarbeit sind Schlüsselfaktoren für Erfolg / Regierungen können von lokaler Expertise profitieren

25. September 2025. Immer mehr Nichtregierungsorganisationen, Hochschulen und Thinktanks in afrikanischen Ländern beschäftigen sich mit Fragen der Mobilitätswende und des Klimaschutzes im Verkehr. Das ergibt eine Umfrage des deutschen Thinktanks Agora Verkehrswende unter afrikanischen Einrichtungen und Organisationen. Die zivilgesellschaftlichen Akteure können nach Ansicht der Autoren durch wissenschaftlich fundierte Empfehlungen und Strategien den Wandel zum nachhaltigen Verkehr voranbringen. Die Organisationslandschaft entwickelt sich schnell – mehr als die Hälfte der befragten Organisationen wurde in den letzten zehn Jahren gegründet. Größte Herausforderung für eine unabhängige Arbeit ist für die meisten eine langfristig gesicherte Finanzierung. Viel Potenzial sehen die Organisationen in einer stärkeren Vernetzung untereinander.
Naville Geiriseb, Projektleiter Internationale Zusammenarbeit bei Agora Verkehrswende: „Afrikanische Staaten stehen vor einem rasanten Verkehrswachstum und haben die Chance, schneller als der globale Norden auf erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilitätsformen umzusteigen. Damit machen sie sich unabhängig von fossilen Kraftstoffen und können wirtschaftlich und technologisch profitieren. Lösungen und Strategien dafür entwickeln immer mehr Organisationen vor Ort – dieses Wissen können verantwortliche Regierungen nutzen. Möglich wird der Wandel allerdings erst durch starke lokale und globale Partnerschaften sowie verlässliche Finanzierung.“
32 Organisationen aus 12 Ländern
Die Untersuchung basiert auf einer Umfrage unter 32 Organisationen aus 12 afrikanischen Ländern, durchgeführt im Frühjahr 2025. Ein Drittel von ihnen beschäftigt sich sowohl mit der Mobilitätswende, also dem Ausbau gemeinschaftlicher und aktiver Verkehrsmittel, als auch mit der Energiewende im Verkehr (Elektrifizierung). Unter den Organisationen, die vor allem zu einem der beiden Themenfelder arbeiten, legt ein größerer Teil den Fokus auf die Mobilitätswende. Fast alle von ihnen richten ihre Arbeit an politischen Entscheidungsträgern aus, in der Regel den nationalen Regierungen.
Die meisten Organisationen sind finanziell weitgehend unabhängig von nationalen Mitteln, was vorteilhaft für eine neutrale Beraterrolle sein kann. Allerdings sind zwei Drittel von ihnen auf internationale Geldgeber angewiesen. Die nachhaltige Finanzierung ihrer Arbeit war mit Abstand die am häufigsten genannte Herausforderung. Viel Potenzial liegt laut den Befragten in einer engeren Vernetzung untereinander. Eine Plattform für afrikanische Organisationen könnte Wissen bündeln, Partnerschaften stärken und Investoren ansprechen.
Weichenstellung für wachsende Motorisierung
Afrika weist heute mit durchschnittlich 40 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner eine der weltweit niedrigsten Motorisierungsraten auf. Bis 2050 wird sich die Mittelschicht auf dem Kontinent jedoch verdreifachen. Mit Wirtschaftswachstum und Bevölkerungszuwachs werden die Mobilitätsbedürfnisse und folglich die Motorisierungsrate steigen. Regierungen können heute die Weichen stellen, um die Entwicklung der CO₂-Emissionen vom Verkehrswachstum zu entkoppeln. Dafür braucht es Investitionen in klimafreundliche Mobilität – von der Elektrifizierung des öffentlichen und privaten Verkehrs bis hin zum Ausbau gemeinschaftlicher und aktiver Mobilitätsformen wie Busse, Motorräder, Rad- und Fußverkehr.
Die Analyse „Joining knowledge forces for sustainable transport policies in Africa. An initial stocktake of think tanks, NGOs and academic institutions from across the continent“ in englischer Sprache steht hier zum Download zur Verfügung.
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