Gesteuertes Laden

Warum es sich lohnt, beim Laden von Elektrofahrzeugen auf Stromangebot und Netzauslastung zu achten

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Warum es sich lohnt, beim Laden von Elektrofahrzeugen auf Stromangebot und Netzauslastung zu achten

Mit der steigenden Zahl der Elektrofahrzeuge in Deutschland gewinnt auch ihre Einbindung ins Stromsystem an Bedeutung. Gesteuertes Laden, also eine ­Anpassung des Ladevorgangs an das Stromangebot und die Netzaus­lastung, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die vor­liegende Analyse erläutert den aktuellen Stand der Erkenntnisse und der technischen Entwicklung und gibt einen Überblick über den Handlungsbedarf für eine erfolgreiche Umsetzung von gesteuertem Laden. Sie richtet sich vor allem an Akteure und Interessierte aus dem Umfeld des Verkehrs, die bislang nicht zwingend mit Fragen des Stromsystems in Berührung kamen – ein Umstand, der sich mit dem Hochlauf der ­Elektromobilität ändert. Denn batteriebetriebene Autos sind automatisch auch Teil des Stromsystems.

E-Autofahrer:innen können durch ­niedrige Ladestrompreise und schnelle Netzanschlüsse von gesteuertem Laden profitieren. Unter den richtigen Rahmenbedingungen nützt dies dann auch dem Strom­system und unterstützt die Energiewende. Denn mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien am Strommix, welche volatil statt gleichmäßig Strom erzeugen, wächst der Bedarf an einem möglichst flexiblen Stromverbrauch. Werden Ladevorgänge von Elektrofahrzeugen anhand von Stromerzeugung und Netzkapazität gesteuert, können Spitzen bei der Stromnachfrage geglättet werden. Auf diese Weise kann mehr Strom aus Windkraft- und Solaranlagen genutzt werden und Überlastungssitua­tionen im Stromnetz lassen sich eher vermeiden.

Um all diese Potenziale zu nutzen, braucht es die richtigen Rahmenbedingungen. Derzeit werden die tech­nischen und regulatorischen ­Weichen für das gesteuerte Laden gestellt. Am Ende sollten die Vorteile gesamtwirtschaftlich sowie aus Sicht der einzelnen Fahrzeugnutzer:innen effizient und kom­fort­abel genutzt werden können. Die vorliegende Analyse ermöglicht mit ausführlichen Erläuterungen einen ­Einstieg in die aktuelle Diskussion. Daneben bietet Agora Verkehrswende einen kompakten und anschau­lichen Überblick der Inhalte mit dem Fakten­blatt „Gesteuertes Laden – kurz erklärt“.

 

Projektleitung

Kernergebnisse

  1. 1

    Gesteuertes Laden beschleunigt den Hochlauf der Elektromobilität.

    Es kann die Stromkosten für E-Autofahrer:innen senken und den Anschluss von Ladeinfrastruktur an das Stromnetz beschleunigen. Gleichzeitig unterstützt gesteuertes Laden eine effiziente Einbindung von Elektrofahrzeugen in das Stromsystem.

  2. 2

    Entscheidend dafür sind variable Preise für Stromeinkauf und -vertrieb sowie für Netznutzung.

    Dynamische Strompreistarife und variable Netzentgelte ermöglichen es E-Autofahrer:innen, sich beim Laden ihrer Fahrzeuge an der Verfügbarkeit von Strom und Netzkapazitäten zu orientieren und von niedrigen Preisen zu profitieren.

  3. 3

    Variable Preise für Netznutzung helfen, Engpässe frühzeitig zu vermeiden.

    Richten E-Autofahrer:innen den Ladevorgang an variablen Netzentgelten aus, werden Nachfrage­s­pitzen vermieden und bestehende Netzinfrastruktur wird besser ausgelastet. Das senkt den Bedarf an zusätzlichem Netzausbau. Bislang fehlen die regulatorischen Voraussetzungen für variable Netzentgelte. Ein Vorschlag müsste von der Bundesnetzagentur kommen.

  4. 4

    Direkte Eingriffe des Netzbetreibers sind die Ausnahme.

    Die Netzbetreiber können auch bei einem schnellen Ausbau von Ladeinfrastruktur einen sicheren Netzbetrieb gewährleisten, wenn sie die Ladeleistung regulieren dürfen. Diese Eingriffe erschweren jedoch eine Orientierung des Ladevorgangs am Stromangebot und gehen mit Komfortverlusten für Verbraucher:innen einher. Deshalb sollte die Bundesnetzagentur dafür sorgen, dass diese Eingriffe die Ausnahme bleiben.

  5. 5

    Variable Preise für Stromeinkauf und -vertrieb erleichtern die Integration von erneuerbaren Energien.

    Orientieren E-Autofahrer:innen ihren Ladevorgang an variablen Preisen für Stromeinkauf und -vertrieb erhöht sich die Stromnachfrage, wenn der Strompreis niedrig ist – also genau dann, wenn viel erneuerbare Energien verfügbar sind. Nach dem im Mai 2023 verabschiedeten Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende werden alle Stromlieferanten dazu verpflichtet, ab 2025 variable Preise für Stromeinkauf und -vertrieb anzubieten.

Bibliografische Angaben

  • Autoren

    Luise Bangert, Wolfgang Fritz, Christian Linke

  • Publikationsnummer

    97-2023-DE

  • Versionsnummer

    1.0

  • Veröffentlichungsdatum

    05/2023

  • Seitenzahl

    34

  • Zitiervorschlag

    Agora Verkehrswende (2023): Gesteuertes Laden. Warum es sich lohnt, beim Laden von Elektrofahrzeugen auf Stromangebot und Netzauslastung zu achten

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