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Chile als Vorbild für elektrischen Busverkehr
Analyse von Agora Verkehrswende zum erfolgreichen Umstieg auf E-Busse in Santiago de Chile / Langfristiger und flexibler Politikansatz kann Anregung für andere Länder sein

22. September 2025. Chile hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre zu einem Vorreiter für die Nutzung elektrischer Busse im Nahverkehr entwickelt. Der Thinktank Agora Verkehrswende hat untersucht, wie Chiles Politik mit Förderung und Regulierung zum Erfolg geführt hat und welche zukünftigen Maßnahmen die Dekarbonisierungsziele weiter voranbringen können. Die Ergebnisse können Modellcharakter haben für zahlreiche andere Staaten, die ähnliche Pläne haben. In Chiles Hauptstadt Santiago fahren heute mehr als 3.000 Busse und damit über ein Drittel der gesamten Nahverkehrsflotte elektrisch. Damit besitzt die Stadt die weltweit größte Flotte von Elektrobussen außerhalb Chinas.
Linda Cáceres Leal, Referentin für internationale Zusammenarbeit bei Agora Verkehrswende und Autorin der Studie, sagt: „Chiles Erfolg beim Umstieg auf E-Busse beruht auf drei Schlüsselfaktoren: klare Ziele, Beständigkeit bei ihrer Verfolgung und flexibles Nachsteuern bei den Rahmenbedingungen. Durch stabile Finanzierung, günstige Bedingungen auf dem Energiemarkt und Qualifizierung des Personals wurden die Grundlagen für den Wandel geschaffen. Der Chilenische Weg hat Vorbildcharakter für den Einstieg weiterer Länder in die Elektromobilität.“
Zum politischen Rahmen Chiles gehören übergeordnete, langfristige Ziele zum Hochlauf der E-Mobilität, Ausschreibungsverfahren für rein elektrische Busflotten und flexible Stromtarife, um E-Busse günstiger zu laden. Entscheidend war nach Ansicht von Agora Verkehrswende, dass trotz wechselnder Verantwortlichkeiten über ein Jahrzehnt hinweg am Ziel der Elektrifizierung festgehalten wurde. Die Wirksamkeit politischer Maßnahmen wurden evaluiert, um zeitnah nachsteuern zu können. So erhielt die Nahverkehrsbranche Planungssicherheit und wurde für in- und ausländische Investitionen attraktiv.
Der Erfolg beschränkt sich bislang auf den öffentlichen Busverkehr in der Hauptstadt Santiago de Chile. Andere Städte und Regionen des Landes bleiben noch dahinter zurück. Auch beim Hochlauf von elektrischen Lkw und privaten E-Autos steht das Land noch am Anfang. Als wichtige Hemmnisse dafür identifiziert Agora Verkehrswende die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten von E-Pkw und die unzureichende Ladeinfrastruktur. In der Veröffentlichung zeigt der Thinktank mögliche Wege auf, wie der landesweite Hochlauf der Elektromobilität im gesamten Straßenverkehr beschleunigt werden kann.
Mit Blick auf die Diskussionen zur Automobilindustrie in Deutschland sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende: „Chile ist ein Beispiel dafür, dass der Umstieg des Straßenverkehrs auf die batteriebetriebene Elektromobilität sich nicht auf den globalen Norden beschränkt. Die Vorstellung, dass der Verbrennungsmotor noch für lange Zeit Marktperspektiven bieten würde, kann sich schon bald als Irrglaube entpuppen. Exportorientierte Automobilstandorte wie Deutschland müssen so schnell wie möglich auf Elektromobilität umstellen, wenn sie im internationalen Wettbewerb bestehen wollen. Eine Bundesregierung, die den Industriestandort Deutschland stärken will, sollte deshalb alles dafür tun, diese Transformation zu beschleunigen. Die Zukunft des weltweiten Straßenverkehrs ist elektrisch – mit oder ohne uns.“
Die englischsprachige Analyse „Chile’s path to electromobility. An assessment of policies, progress and prospects“ steht unter folgendem Link zum Download bereit: https://www.agora-verkehrswende.org/publications/chiles-path-to-electromobility
Über Agora Verkehrswende
Agora Verkehrswende ist ein Thinktank für klimaneutrale Mobilität mit Sitz in Berlin. Im Dialog mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft setzt sich die überparteiliche und gemeinnützige Organisation dafür ein, die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor auf null zu senken. Dafür entwickelt das Team wissenschaftlich fundierte Analysen, Strategien und Lösungsvorschläge. Initiiert wurde Agora Verkehrswende Anfang 2016 von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation. Gesellschafter sind die beiden Stiftungen.
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